Einträge im Gästebuch

Lesung im Stephanus - Gemeindezentrum am 25.Oktober 2016

Z3529 oder Wenn die Seele ohnmächtig wird. Marie-Louise Lichtenberg las im Stephanus-Gemeindezentrum

 

29 Leben. Von 29 Leben berichtet Marie-Louise Lichtenberg, Lehrerin an der Hauptschule in Wermelskirchen, in ihrem Buch „Zwischen Glück und Grauen“, erschienen im Allitera-Verlag und erhältlich in allen Buchhandlungen zum Preis von 24,00 Euro. 29 Leben, die von unmenschlicher Zeit künden, von Faschismus, von Judenverfolgung, von Holocaust, von Hatz auf Sinti und Roma, vom Kampf gegen Minderheiten und Andersdenkende. 29 Leben auch, die diese unselige Zeit überwunden haben, überlebt, irgendwie.

img_5106Von diesen 29 Leben berichtete Marie-Louise Lichtenberg gestern in der Evangelischen Gemeinde Hilgen-Neuenhaus im Stephanus Gemeindezentrum. Der Männerkreis der Gemeinde hatte eingeladen. Fast dreißig Menschen kamen, um einer gewiss nicht einfachen oder gar erbaulichen Lesung der Autorin beizuwohnen. Nur fünf Stühle blieben leer.
img_5118Von Hugo Höllenreiter berichtete die Wermelskirchener Hauptschullehrerin, einem Sinto, Zigeuner. Z3529 ist seine Häftlingsnummer, die ihm die SS als Häftling im Konzentrationslager auf den Arm tätowiert hatte. Als Neunjährigem, der mit seiner Familie in Auschwitz gelandet war. Hugo Höllenreiner hat vor ein paar Jahren Wermelskirchen besucht und hiesige Schüler über die Verfolgung durch das Naziregime informiert.

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Oder von Trude Simonsohn ist die Rede, die sich an das Grauen im Lager nicht mehr erinnern kann. Die 95jährige hat ihre Erinnerungen ausgelöscht. „Ich glaube, dass eine Seele, die den Schmerz nicht mehr aushält, ohnmächtig werden kann.“ Von allen Menschen, von allen Zeitzeugen, mit denen Marie-Louise Lichtenberg im Verlauf ihres Buchprojektes in verschiedenen Ländern Europas gesprochen hatte, bekam sie den Auftrag, gegen das Vergessen anzuschreiben, gegen das Verdrängen.

Ein packendes Dokument ist es geworden, das Lichtenbergsche Buch, ein Werk, ein  Kunstwerk aus 29 Leben, 29 Leben in einer Zeit, derer man sich ständig zu erinnern hat, um verantwortlich und anständig im Hier und im Heute leben zu können. Ein Buch, dem der ehemalige Bürgermeister Eric Weik das Geleitwort gab. Ein Buch der Vergewisserung. Gegen die Schande der Verfolgung, gegen Unmenschlichkeit. Danke, Marie-Louise Lichtenberg.

 

Wolfgang Horn